Burgen Schlösser Festungen

Burgen Schlösser Festungen Normandie lte Burgen, Fetungen oder Ruinen davon findet man in sämtlichen Normandie-Regionen

Burgen und Schlösser in der Normandie

Unter den Burgen Schlössern der Normandie sind die im Seinetal die interessantesten historischen Bauwerke, etwa die Burg- und Schlossruine Gaillard. Urlaub in der Normandie lässt sich ideal mit einem Besuch auf einer der vielen Burgen und Schlösser verbinden.

Ein Anziehungspunkt Vernons etwa ist das etwa zwei Kilometer westlich der Stadt gelegene Château de Bizy, ein zauberhaftes Burg-Schlösschen, das 1741 für den Maréchal Fouquet errichtet wurde. Lange konnte er seinen Besitz, dessen Stallungen denen von Versailles nachempfunden wurden, jedoch nicht genießen. Bald nach der Fertigstellung erwarb König Louis XV. das Schloss, nach der politischen Restauration gehörte es König Louis-Philippe, und 1858 erwarb es der Baron Schickler, dessen Nachkommen das Kleinod immer noch ihr eigen nennen. Das Schloss ist der Öffentlichkeit jedoch zugänglich, ein Besuch, der sich allein schon wegen der prachtvollen Wandtäfelungen und Wandbehänge aus dem 18. Jh. lohnt. Der Schlosspark des Château de Bizy wurde als englischer Garten angelegt, reich bestückt von verspielten Brunnen, Wasserbecken und Statuen.

Das Château Gaillon, Seine-abwärts ebenfalls auf dem linken Ufer des Flusses und auf einer Anhöhe gelegen, gehörte zu jenem Festungsring, der Ende des 12. Jh. die Machtgelüste der französischen Könige auf die Normandie eindämmen sollte. Von dieser kriegerischen Vergangenheit ist allerdings kaum noch etwas zu erahnen, wenn man die Reste des einstmals anmutigen Anwesens betrachtet.

Die Anmut allerdings erhielt die einstige normannische Burg erst sehr viel später. Ohne großen Aufwand von Louis Philippe eingenommen, übertrugen seine Nachfolger 1263 den Besitz dem Erzbistum von Rouen, dem es seither als Sommersitz seiner Bischöfe und Kardinäle diente. Der Kardinal Georges d'Amboise ließ den schlichten Festungsbau als Burg, der zuvor nur wenige Verschönerungen erhalten hatte, 1502 völlig umgestalten. Reisen nach Mailand, die sein Amt als Diplomat des Königs verlangte und wo er die ersten Anklänge der italienischen Renaissance bewunderte, inspirierten ihn zu diesem Umbau. Er brachte einen Architekten aus Norditalien mit und ließ das Bauwerk völlig neu entwerfen.

Das Château Gaillon gilt daher als erstes Bauwerk der französischen Renaissance. Von dem einstmals glanzvollen Bischofssitz ist heute leider nicht mehr viel erhalten. Nach der französischen Revolution wurde er wie viele andere Bauwerke, die den privilegierten Schichten gehörten, als Steinbruch an einen Unternehmer verkauft. Er leistete gründliche Arbeit, doch da dieses Schloss nunmehr als historisch bedeutend klassifiziert wurde, werden bis auf weiteres Restaurierungsarbeiten durchgeführt, die vermutlich erst in den nächsten Jahren beendet sein werden. Original erhalten ist lediglich das Torhaus, ein wunderbares Beispiel für die Anfänge der Renaissance in Frankreich.

Ebenfalls restauriert wird die für das Herzogtum Normandie wohl bedeutendste und schicksalhafteste Burg, das Château Gaillard nahe dem kleinen Ort Les Andelys. Die Schlossruinen von Gaillard zeugen von einer untergehenden Macht auf ihrem Höhepunkt, einem verzweifelten Kampf und einer letztlichen Niederlage.

Schloss GaillonRichard Löwenherz, König von England und letzter Souverän der Normandie und außerdem einer der romantischsten und legendenumwobensten Helden des Mittelalters, ließ diese Burg in einer letzten Anstrengung errichten, um dem Verlust seines Herzogtums auf französischem Boden entgegenzutreten.

Bild: Berühmt wie die Burg Gaillard - das Chateau Gaillon

Sein einstiger Kreuzzugsfreund und mittlerweile Widersacher, der französische König Philippe Auguste, hatte bereits die Burgen Gisors, Vernon und Gaillon eingenommen, und nichts schien ihn mehr aufzuhalten, in die normannische Metropole Rouen vorzustoßen.

Richard Löwenherz ließ daraufhin im Jahr 1196 in aller Eile, in 18 Monaten, die Festung Gaillard errichten, um den Zugang zu seiner Hauptstadt Rouen zu versperren. Der Name der Burg wurde der Überlieferung nach durch den Ausruf eines Chronisten geprägt: „Que violà un château gaillard“ - Welch eine kühne Burg!

Der Standort für die Festung war von Richard klug gewählt: Auf einer hohen Klippe an einer Seineschleife gelegen, die einen weiten Überblick über das ganze Flusstal bietet und von zwei Tälern umgeben war, versprach die Lage einen strategischen Vorteil. Der hastige Bau der Burg mündete jedoch keineswegs in ein Provisorium, sondern fußte auf einer Festungstechnik, die in jener Zeit in Europa ihresgleichen suchte. Für die gesamten Bauarbeiten investierte Richard ein Fünftel seines Staatshaushalts. Den Entwurf lieferte er jedoch selbst, inspiriert von den Festungsbauten, die er auf seinen Kreuzzügen in Palästina kennen gelernt hatte.

Auch heute noch ist diese ausgefeilte Technik an den Ruinen zu erkennen. Die Hauptburg liegt auf der Felsnase, scheinbar unangreifbar, bis auf den Zugang über Land. Dort wurde dann ein Vorwerk errichtet, das Châtelet, das zusätzlich von einem Wassergraben umgeben war. Die Burg musste daher zweifach erobert werden: das stark befestigte Châtelet und dann über eine Fußbrücke das eigentliche Château. Der zweifach befestigte Donjon, der Wohnturm, war von Mauern umgeben, die den frühesten Erkenntnissen der Ballistik Rechnung tragen: Sie sind in einer Art Wellenform errichtet, besitzen keine glatte Oberfläche, die eine traditionelle Mauer durch Kanonenbeschuss zum Einsturz gebracht hätte. Erstmals wurden auch Pechnasen eingebaut, die die Feinde mit dem glühenden Stoff abschrecken sollten. Im Prinzip war diese Festung uneinnehmbar.

Sechs Monate belagerten die französischen Truppen die Burg. Ohne Erfolg. Was Richard Löwenherz jedoch von den Arabern auf seinen Kreuzzügen außer dem Festungsbau gelernt hatte, wurde ihm dann zum Verhängnis, nämlich die Hygiene. Die Toilette,eine Öffnung über dem Abort, über dem die Kleider ausgehängt wurden, um durch den vom Urin abgesonderten Ammoniak desinfiziert und vom Körpergeruch befreit zu werden - eine Art chemische Reinigung war der einzige Zugang zum Château Gaillard, der nicht verteidigt wurde. Genau diesen Schwachpunkt erkannten die Franzosen nach langem Grübeln und enterten über diesen schmalen Zugang die Burg. Vielleicht war dies auch der Grund, dass fürderhin in Frankreich, und in der Folge auch in anderen feudalistischen Staaten Europas, Körperpflege aus der Mode kam.

Die Burgfestung wurde schließlich 1204, nur wenige Jahre nach ihrer Fertigstellung, von Philippe Auguste eingenommen und die Normandie schließlich Frankreich einverleibt. Die Burg selbst diente noch einige Zeit als Nutzbau, um zum Beispiel unliebsame Gefangene festzusetzen, bis sie dann als Zankapfel im Hundertjährigen Krieg mal an die eine, dann an die andere Partei fiel. Der Franzose Henri IV. ließ sie dann im Jahr 1603 schleifen. Doch die Macht eines Richard Löwenherz und die Spuren des verzweifelten Kampfes der Normannen sind noch heute in den Überresten spürbar.

Der Ort Les Andelys, der vom Ruhm dieser Burg profitiert, besteht eigentlich aus zwei Ortschaften: Petit Andely und das ältere Grand Andely. Das kleine, also jüngere, Andely kann sich jedoch auch auf ein historisches Alter berufen. Es entstand nämlich als Siedlung für die Handwerker zum Bau von Château Gaillard. Beide Ortsteile verfügen daher auch über eigene Kirchen und eine jeweils eigene Stadtstruktur. Die Kirche von Petit Andely ist noch von alten Fachwerkhäusern umgeben.

Wer von Les Andelys am rechten Seineufer direkt nach Rouen fahren will, sollte den kleinen Straßen direkt am Ufer der Seine folgen, die sich hier so überaus malerisch präsentiert: Inseln im Fluss, Klippen am Ufer und immer wieder kleine Dörfer, in denen die Zeit still zu stehen scheint. Doch da der Fluss auch eine industrielle Lebensader ist, wird die Idylle immer wieder von Ausblicken auf Kräne, Werften und Hafenanlagen getrübt, die jedoch den Hintergrund für den Wohlstand der Region bilden.

Foto: VoyageMedia für Normandie-Netz.de

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