Lisieux (Pilgerstadt)

Lisieux – Pilgerstadt der Normandie Weithin sichtbares Wahrzeichen von Lisieux ist die Basilika

Lisieux – Pilgerstadt der Normandie

Lisieux, die Hauptstadt des Pays d'Auge war einst wie fast alle Städte der Normandie ein mittelalterliches Schmuckstück mit verwinkelten Gassen und schiefen, aber kunstvollen normannischen Fachwerkhäusern. Normandie-Urlaub im Pays d'Auge oder Ferien in einer Unterkunft in Calvados sind oft auch mit einem Ausflug nach Liseux verbunden. Urlaub in Lisieux selbst hingegen findet man seltener, deutlich häufiger unter Normandie-Reisen sind Busreisen nach Lisieux, Gruppenreisen als Rundfahrten durch die Normandie-Region Calvados oder Pilgerreisen nach Lisieux im Angebot. Jahrhunderte lag die normannische Pilgerstadt Lisieux in friedlichem Schlummer, bis 1944 die Bomben des Zweiten Weltkriegs die Holzhäuser in der Altstadt von Liseux in Flammen aufgehen ließen. Nur steinerne Gebäude, zumeist Sakral- oder Repräsentationsbauten, und einige Holzhäuser überstanden das Inferno. Einige der wenigen erhaltenen Fachwerkhäuser findet man noch in der Rue Docteur Degrenne, in der Rue Henri Chéron und in der Rue Paul Banaston. Der Wiederaufbau von Lisieux nach dem Krieg hat der Stadt ihren eigenen Charakter geraubt und ein weitgehend gesichtsloses Stadtbild beschert.

Autobahnausfahrt LisieuxIm Musée du Vieux Lisieux, im Museum für das alte Lisieux, das ebenfalls in einem Fachwerkhaus aus dem 15. Jahrhundert am Boulevard Louis Pasteur untergebracht ist, kann man anhand von alten Fotos das alte Lisieux erkunden und die 2000-jährige Geschichte der einstigen Hauptstadt des gallischen Stammes der Lexovii erfahren. So fand in dem romanischen Vorgängerbau der Kathedrale St-Pierre im Jahr 1152 jene denkwürdige Hochzeit statt, die den Konflikt zwischen England und Frankreich begründete: Als die Ehe des französischen Königs Louis Vll. mit Eleonore von Aquitanien nach 15 Jahren annulliert wurde, ergriff der 19-jährige englische Kronprinz und spätere König Henry ll. die Gelegenheit, selbst die elf Jahre ältere Eleonore zu ehelichen - was ihm schließlich die Herrschaft über Aquitanien im Südwesten Frankreichs einbrachte. Einer der Söhne der beiden, Johann Ohneland, verlor die Normandie im Jahr 1204, doch Aquitanien blieb weiterhin in englischem Besitz, was den Anglo-Normannen einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf dem Kontinent bescherte. Diese Kathedrale wurde 1170 im gotischen Stil neu errichtet, doch neben der alles überragenden Basilika Ste-Thérèse verblasst auch dieses prachtvolle Bauwerk. Die Anziehungskraft von Lisieux ist nämlich einer jungen Frau namens Thérèse zu verdanken, die im 19. Jahrhundert durch ihren Eintritt ins Kloster und ihre spätere Heiligsprechung der Stadt zu einem religiösen Tourismus verholfen hat, der bis heute unvermindert anhält. Fast alle Sehenswürdigkeiten beziehen sich auf ihren Lebensweg, und so kann man die Stadt wie auf einer Pilgerreise entlang den Lebensstationen von Thérèse erkunden.

lm Norden der Pilgerstadt Lisieux, an der Straße Richtung Trouville, liegt das Haus, in dem sie bis zu ihrem Eintritt ins Kloster lebte, das Maison des Buissonnets. Dort wurde das Zimmer der kleinen Thérèse zu einem Schrein gestaltet, samt ihrem Spielzeug und dem liebevoll drapierten Erstkommunionskleid. Im Garten befindet sich eine Statuengruppe, die Thérèse zeigt, als sie ihren Vater um Erlaubnis zum Klostereintritt bittet. Die Kathedrale St-Pierre liegt ebenfalls auf jenem Pilgerweg. In der lang gestreckten Marienkapelle in der Kirche hat sie an der Messe teilgenommen. Neueste Errungenschaft in der Thérèse- Vermarktung ist das Musée Thérèse Martin am anderen Ufer des Flusses Touques, in dem 49 Wachspuppen in 13 Szenen das Leben der Heiligen nachstellen. Ihr Klosterleben und Tod werden in der Chapelle du Carmel, der ehemaligen Konventskirche, nur ein paar Schritte von der Touristeninformation „Office de Tourisme Lisieux“, gewürdigt. Die sterblichen Überreste der Heiligen werden dort in einem Schrein aufbewahrt, allerdings nicht ganz vollständig. Was auch immer mit ihrem Leichnam geschah, Tatsache ist, dass Papst Pius XI. der Basilika ein Körbchen mit den Zähnen und dem rechten Arm der Toten zur Einweihung überreicht hatte. In der Kapelle wurde auch ein kleines Museum, die Salle des Souvenirs, eingerichtet, in dem die wenigen Habseligkeiten von Thérèse, die sie im Kloster besaß, zum Beispiel ihr Nonnengewand, zu bewundern sind.

Die Basilika Ste-Thérèse in Lisieux ist jedoch zweifellos das monumentalste Denkmal für die junge Frau. Der Bau wurde 1929, vier Jahre nach ihrer Heiligsprechung, begonnen, aber erst 1954 und in den letzten Baumaßnahmen 1915 vollendet. Das Gebäude liegt nicht nur unübersehbar auf einem Hügel hoch über der Stadt, nachts dramatisch beleuchtet, sondern präsentiert auch eine erschlagende Mischung aus frühchristlichem Konstantinopel, mittelalterlichem Italien und ein bisschen Pariser Sacré-Cœur. Das Stilgemisch hat durchaus seine Reize, nur wird es durch die ungeheuren Ausmaße der Basilika erdrückt. So beträgt die Gesamtfläche 4500 m², überwölbt von einer 95 m hohen Kuppel. Der abseits gelegene Glockenturm wirkt mit seinen 45 m Höhe dagegen vergleichsweise winzig.Der Kirchenraum aus dreifarbigem Marmor ist geschmückt mit farbigen Fenstern und Mosaiken, die eher moderneren Stilen des 20. Jahrhundert entsprechen. Jene Reliquien, die der Papst der Basilika zum Geschenk gemacht hatte, befinden sich im rechten Querschiff, und hinter dem Hochaltar wurden die Eltern der Heiligen bestattet. Die dreischiffige Krypta, deren Eingang sich außerhalb der Basilika befindet, fasst 1000 Sitzplätze und ist gänzlich mit Mosaiken versehen, die das Leben der heiligen Thérèse von Lisieux darstellen. Und schließlich befindet sich im nördlichen Kreuzgang eine Ausstellung zur Geschichte der Karmeliterinnen, deren Orden für ein kleines Mädchen so anziehend war.

Foto: VoyageMedia für Normandie-Netz.de

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