Fécamp

Fécamp Fecamp besitzt touristisch reizvolle Orte, Gebäude und Plätze wie das Palais Benedictine

Fécamp (Region Seine-Maritime)

Fécamp, heute ein beliebtes Reiseziel für Urlaub in der Normandie, wurde von den Römern gegründet und bietet Unterkunft in Fecamp und zugleich Ausgangsort für Ausflüge in Seine-Maritime. Die römischen Besatzer nannten die Bucht in der Talsenke eines Flusses Fisciacampus, das Feld des Feigenbaums. Ob die der Namensgebung zugrunde liegende Legende eines Feigenbaums der nicht gerade zur einheimischen Vegetation der Normandie gehört - vor oder nach der römischen Gründung entstand, sei dahingestellt. Jedenfalls geht die Geschichte, dass ein paar Blutstropfen Christi in einem Bleigefäß aufgefangen wurden, in einen Feigenbaumstamm gelegt und dieser dem Meer und Gott anvertraut wurde.

Der Stamm landete schließlich in Fécamp, und ob die Strömungsverhältnisse des östlichen Mittelmeers bis zur Küste der Normandie das ermöglichen oder nicht, es gab Gläubige, die in Fécamp daraufhin, nachweislich im 7. Jh., ein Kloster gründeten, ein Frauenkloster zunächst, das den Beginn des Wallfahrtsortes Fécamp markierte. Nachdem das Kloster 842 von den Wikingern geplündert und gebrandschatzt wurde - und weiß der Himmel, was den Nonnen geschah, lag es lange Zeit brach, bis schließlich der Wikingerabkömmling und Normannenherzog Richard II. im Jahr 1003 den Abt Guillaume de Volpiana aus Dijon ins Land rief, um ein neues Kloster unter dem reformierten (männlichen) Benediktinerorden zu gründen. Die Abtei blühte und gedieh, häufte Reichtum und Macht an, bis sie schließlich während der französischen Revolution weitgehend zerstört und der Orden aufgelöst wurde. Nur die Abteikirche Sainte-Trinité aus dem 13. und 18. Jh. ist heute noch erhalten. Sie birgt in einem Tabernakel noch immer jene Blutstropfen Christi. Von der Macht der Benediktiner von Fécamp zeugen auch die ungewöhnlich großen Ausmaße des Gotteshauses: Das Kirchenschiff ist mit 127 m Länge fast so lang wie Notre-Dame in Paris (130 m). Vom Herzogsschloss, das einer der Hauptsitze der Normannenherrscher gewesen ist, sind heute nur noch Ruinen übrig, die sich inmitten verkehrsreicher Straßen unmittelbar neben der Abteikirche befinden. Von dort sind es nur ein paar Schritte durch eine belebte Einkaufsstraße zum Musée des Arts et de l'Enfance, einem Haus aus dem 18. Jh., das heute unter anderem auch das Stadtmuseum birgt. Es gibt dort eine Sammlung diverser Porzellane, Elfenbein aus Dieppe, einige Gemälde, Möbel und maritime Memorabilia. Hübschester Teil des Museums ist der kleine Garten hinter dem Haus.

Der wahre Ruhm Fécamp's und ein grosser Teile seiner Bedeutung als normannisches Top-Reiseziel beruht aber weniger auf Kunst oder Fischfang, sondern auf einem alkoholischen Getränk. Viele Gäste und Besucher von Fecamp unternehmen eigens Busreisen in die Normandie nach Fecamp, um "Benedictine" kennenzulernen.

Um 1510 kam ein Mönch namens Bernardo Vincelli aus Venedig nach Fécamp, mit einer Ladung orientalischer Gewürze im Gepäck, die eigentlich für die Klosterapotheke bestimmt waren. Der begnadete Bernardo destillierte und bearbeitete diese orientalischen Gewürze zusammen mit einheimischen Kräutern, die er auf den Klippen der Côte d'Albâtre fand, sowie mit Alkohol zu einer Medizin, die zu einem über medizinische Bedürfnisse hinaus großen Erfolg wurden. Der Likör Bénédictine war geboren, auch wenn er damals noch nicht diesen Namen trug. Als die Mönche während der französischen Revolution vertrieben wurden, ging auch diese Rezeptur verloren. Erst als der Unternehmer Alexandre Le Grand, ein leidenschaftlicher Sammler mittelalterlicher und auch anderer altertümlicher Paraphernalia, 1863 in einer alten Schrift das Rezept entdeckte und den Likör braute, trat das Getränk seinen eigentlichen Siegeszug an, und zwar so erfolgreich, dass sich Le Grand im Jahre 1892 vom Architekten Camille Albert einen Palast in Fécamp bauen lassen konnte. Das Palais Bénédictine (siehe Bild oben) ist ein eklektizistischer Prachtbau, wie er nur im romantisierenden 19. Jh. entstehen konnte: Elemente der Renaissance und der Gotik sind in so überbordender Fülle verwendet worden, dass das Auge kaum einen ästhetischen Halt findet. In dem Gebäudekomplex wird nicht nur der Likör hergestellt, sondern er beherbergt auch ein Museum, einen Laden, in dem man den Likör selbst sowie etliche Varianten (wie Pralinen, Bonbons etc.) erwerben kann, sowie ein Café.

Das Museum birgt die Sammlung von Alexandre Le Grand, darunter einige schöne Stücke, aber auch sehr viel mittelalterlicher und anderer Krimskrams. In weiteren Ausstellungsräumen werden die 27 Kräuter und Gewürze präsentiert, aus denen der Likör hergestellt wird, und auch eine Sammlung von 500 Flaschen mit Bénédictine-Plagiaten. Ein Raum ist reserviert für Ausstellungen zeitgenössischer Kunst bekannter Maler, aber auch junger Talente. Die Straße D 79 ab Fécamp folgt nicht immer der Küstenlinie. Oft schlängelt sie sich in zahlreichen Kurven über die Hügel bis weit ins Landesinnere. So passiert man auch das verschlafene Nest Sassetot, das jenen bäuerlichen Charme ausstrahlt, für den die Normandie so gerühmt wird. Sassetot hat darüber hinaus aber auch ein Schloss aus dem 18. Jh. zu bieten, das bereits von der österreichischen Kaiserin Elisabeth 1875 als Domizil gewählt wurde. Heute ist das Gebäude inmitten eines 10 ha großen Landschaftsparks im Besitz einer belgischen Familie, die daraus ein luxuriöses Hotel in der Normandie samt sündhaft gutem (und teurem) Restaurant gemacht hat.

Urlaub in der Normandie sollte Zeit für einen Ausflug nach Fecamp lassen – der Besuch von Fecamp lohnt sich allemal.

Foto: VoyageMedia.de für Normandie-Netz

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