Eroberung Englands

Ritterhelm Die Eroberung Englands durch normannische Ritter sollte Europas geschichte verändern

Die Eroberung Englands

Die Eroberung Englands von der Normandie aus sollte Europas Geschichte verändern:

Wilhelm war der einzige männliche Nachkomme Roberts des Prächtigen, und so berief der Herzog, der eine Jerusalemreise plante, eine Versammlung des normannischen Adels ein, um ihn einen Treueeid auf Wilhelm als anerkannten Thronfolger schwören zu lassen, für den Fall, dass er von seiner Pilgerfahrt nicht zurückkehren sollte.

Tatsächlich starb Robert auf der Rückreise, und nun begann das Gerangel um die Macht. Sämtliche von Robert eingesetzten Vormünder des erst siebenjährigen Wilhelm starben eines „unerklärlichen“, meist jedoch gewaltsamen Todes. Wilhelm wurde von seinen ehelichen Halbbrüdern mütterlicherseits versteckt. Seine Getreuen versuchten die Aufstände und Machtkämpfe im Herzogtum niederzuhalten.

lm Jahr 1047 schließlich, im Alter von 19 Jahren, nahm Wilhelm die Sache selbst in die Hand. Bei Caen warf er die Aufständischen nieder und wenige Jahre später bei Mortemer die Truppen des Grafen von Anjou und des französischen Königs Henri I., der sich erst auf die Seite Wilhelms, später dann gegen ihn gestellt hatte. Der junge Herzog, aufbrausend, egozentrisch und schroff, festigte nun seine Macht und sorgte dafür, dass niemand ihn ungestraft Bastard nennen konnte, ein Makel, unter dem er zeit seines Lebens litt und der als Erklärung für seinen Ehrgeiz gilt.

In England formierte sich derweil unter heftigen Geburtswehen ebenfalls ein starkes Königreich unter angelsächsischer Vorherrschaft. Die germanischen Angelsachsen hatten die Kelten verdrängt, von denen einige in die Bretagne geflohen waren. Doch fest auf dem Thron saßen die Angelsachsen keineswegs.

Dänische Eroberer hatten ebenfalls Ambitionen auf den britischen Thron, den sie zwischenzeitlich auch besetzen konnten. Der letzte angelsächsische König war schließlich Edward der Bekenner, Sohn von Aethelred II. und Emma, der Großtante des Normannenherzogs Wilhelm. Seine Familie floh vor den Dänen in die Normandie, die Heimat Emmas, und so wuchs Edward in Rouen im Schutz seiner normannischen Verwandtschaft auf, bevor er schließlich nach Vertreibung der Dänen den englischen Thron besteigen konnte.

Edward, dem Frömmelei mehr lag als Regieren, stand der junge Harold Godwinson, Sohn des Earls von Wessex und sein Schwager, zur Seite. In England wurde allgemein davon ausgegangen, dass er der Nachfolger des kinderlosen Edward sein würde. Edward jedoch, der Normandie mehr verbunden und seinen herzoglichen Verwandten in Rouen zu Dank verpflichtet, wünschte seinen Cousin Wilhelm als Nachfolger und nötigte Harold, in die Normandie zu reisen und Wilhelm den Treueeid als zukünftigem König von England zu leisten. Harold erlitt bei der Überfahrt Schiffbruch und wurde vom Grafen Guy de Ponthieu, einem Verbündeten Wilhelms, gefangen genommen. Wilhelm forderte ihn zurück, vermutlich nicht ohne drastische Drohungen, und Harold leistete daraufhin den geforderten Treueeid.

Am 5. Januar 1066 starb Edward, und Harold ließ sich unmittelbar nach der Beerdigung zum König von England krönen, Er berief sich darauf, dass Edward seine Meinung geändert und ihn noch auf dem Sterbebett zu seinem Nachfolger bestimmt hatte. Wilhelm schäumte über diese Hinterlist und dachte nicht daran, seinen Anspruch auf den englischen Thron kampflos aufzugeben. Er blieb aber kaltblütig genug, sich vor seinem geplanten Überfall offizielle Unterstützung in Europa zu sichern.

Der Papst erteilte nach einiger Überredung seitens normannischer Gesandter seinen Segen, und der deutsche Kaiser Heinrich IV. verkündete öffentlich seine Billigung des Unternehmens. Die Vorbereitungen dauerten einige Monate. Verbündete mussten eingeschworen, Truppen gesammelt, Schiffe gebaut und Vorrat angelegt werden. Doch das Wetter machte, als alles bereit war, erst einmal einen Strich durch die Rechnung.

Wochenlang saß Wilhelm an der Küste fest. Harold wusste, dass eine Invasion geplant war, doch wann und wo diese erfolgen sollte, konnte er nicht ahnen. Er war zwar vorbereitet, doch ein Verteidigungsheer und eine ständig patrouillierende Flotte konnte er sich bald nicht mehr leisten. Er entließ einen Teil seiner Soldaten und zog sich selbst erst einmal nach London zurück.

In dieser Situation erhielt er die Schreckensmeldung, dass der norwegische König Harald Hadraada mit seiner Flotte an der Nordostküste Englands gelandet war, um die englische Krone an sich zu reißen. Die rasch zusammengestellte englische Truppe wurde bei York von den Norwegern mit deren schottischen Verbündeten geschlagen. Harold eilte nach Norden und konnte die Invasoren schließlich vernichten. Zur gleichen Zeit hatten sich die Wetterverhältnisse auf dem Ärmelkanal gebessert, und Wilhelm konnte mit seiner Flotte übersetzen.

In einem Gewaltmarsch machte sich Harold mit seinem erschöpften und dezimierten Heer nach Süden auf, um sich dem Kampf mit Wilhelm zu stellen. In der Nähe des heutigen Orts Battle bei Hastings, auf dem Hügel Senlac, stießen die beiden Gegner aufeinander Im Lauf der Schlacht wurde Harold Godwinson getötet, seine Männer flohen vor den normannischen Angreifern.

Der Rest war Eroberungsroutine. Wilhelm zog weiter Richtung London, einige Zeit aufgehalten von einer Ruhrepidemie, von bösen Zungen auf die englische Küche zurückgeführt, zerstörte von Zeit zu Zeit widerständige Ortschaften und ließ sich schließlich am Weihnachtstag 1066 zum König von England krönen, in einer pompösen Zeremonie, wie sie bis heute alle englischen Monarchen bei ihrer Krönung feiern.

England wurde neu verteilt, und zwar im Wesentlichen an seine normannischen Mitstreiter. Auch die Schlüsselposten im neuen Reich wurden an treue Gefolgsleute, vorzugsweise an Verwandte vergeben. Eine straffe Verwaltung wurde eingeführt, wie sie sich bereits in der Normandie bewährt hatte. Das anglo-normannische Reich gehörte nun mit seinen Gebieten beidseitig des Ärmelkanals zu den mächtigsten Ländern Westeuropas - Wilhelm erhielt den Beinamen der Eroberer.

Foto: VoyageMedia für Normandie-Netz.de

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